Mein neues Motto: „A sunday well spent brings a week of content“ und da nächste Woche die ganzen letzten Prüfungen anstehen und einige Freunde schon abreisen, dachten wir uns müssen wir den Berg nochmal besteigen. Leichter gesagt als getan…
Sonntags morgens, 7.30: Abfahrt zum Witchcraft Lake Regional Trail, dem Zugangspunkt zum Mount Benson Regional Park. Viele unserer Komillitonen haben dieses Erlebnis bereits schon vor uns erlebt und haben uns dies ebenfalls empfohlen zu tun. Mount Benson ist eines der Attraktionen, die man in Nanaimo, beziehungsweise auf Vancouver Island, unbedingt erleben sollte. Neben den „Ammonite Falls“, die ich demnächst noch besuchen werde, den „Englishman River Falls“, „Campbell River“ gehört der Berg zu den „Must- sees“ der Region. In einem meiner früheren uns ersten Berichte habe ich von einem Ausflug zum „Westwood Lake“ berichtet. Dieser grenzt an den Zugang zum Berg an. Außerdem kann man den Mount Benson von überall in Nanaimo sehen. Sogar von meinem Fenster in meiner Unterkunft kann ich den Berg erkennen. Andersrum, wenn man an der Bergspitze angekommen sein soll, soll man bei guter Wetterlage einen Ausblick über ganz Nanaimo und weiter haben. Ob dies wirklich der Fall war, erzähle ich später in diesem Bericht.
Zunächst einmal kurz zur Vorbereitung…
Die Strecke und das generelle Wandern auf den Berg sollte man nicht unterschätzen und normalerweise auch nicht ohne Training machen, denn sonst kann es zu einer sehr großen Hürde werden. Da ich regelmäßig Sport mache, oder sagen wir mal es zumindest versuche 😆 , haben wir uns das ohne Training zugetraut. Einige unserer Freunde sind unvorbereitet hochgestiegen und haben sich ziemlich schwer getan.
An was sollte man noch denken ?
Nicht zu vergessen ist ausreichend Wasser und man sollte gut gefrühstückt haben. Jedoch nichts was eventuell schwer im Magen liegt. Das sollte aber klar sein, denn so einen Berg zu besteigen ist ja schließlich kein Spaziergang 😎 . Proviant sollte man natürlich auch nicht vergessen, denn der voraussichtliche Aufstieg und Abstieg soll circa 7 Stunden dauern, beziehungsweise diese Zeit sollte man einplanen. Ganz ohne Essen fehlt einem sonst die Kraft. Da wir sehr wagemutig sind und uns in der Winterzeit auf den Berg trauen, sollte man sich auf jeden Fall warm anziehen. Es liegt zwar noch kein Schnee und der Wetterbericht ist auch positiv (also weder Regen, noch Schnee ), aber es sind um die 5 Grad und das kann teilweise kalt werden. Der Wetterbericht gibt zumindest grünes Licht, ob man sich darauf verlassen kann … ?
Gutes Schuhwerk ist für die Wanderung auch unbedingt erforderlich, wenn man es bis ganz nach oben schaffen möchte. Der Sohn meiner Gastmutter hat den Berg übrigens nachts mit seinen Freunden bestiegen und war zum Sonnenaufgang oben. Eine schöne Vorstellung eigentlich. Wir machen das aber nicht, denn wir kennen uns dort nicht aus.
Über den „Witchcraft trail“ gibt es Zugang zu einem öffentlichen und allgemein bewanderten Weg der von der Stadt Nanaimo gesichert ist. Andere, nicht öffentliche Wege, sollte man besser nicht gehen, da diese eventuell nicht sicher sind.
Gesagt, getan. Los ging es also und wie wir nach einigen Metern gemerkt haben doch etwas planlos. Zunächst sind wir zum Witchcraft lake gefahren und zum Zugangspunkt zum Berg gelaufen. Unser vorher Bild!
Die ersten Schritte des Aufstiegs waren ziemlich gut und wir waren auch recht optimistisch den Berg besteigen zu können. Als wir irgendwann dann den Pfad verloren hatten, kamen uns leichte Zeifel auf, ob wir denn wirklich noch weiter gehen möchten. Uns kamen immer wieder Wanderer von oben entgegen und meinten es würde dort sehr viel Schnee liegen. Leider hatten wir keine Spikes für die Schuhe dabei, wollten aber nicht aufgeben, da wir schon 20 % des Aufstiegs geschafft hatten. Wir sind dann immer und immer weiter nach oben gestiegen, bis wir endlich an dem Punkt angekommen waren wo viel Schnee lag. Dort wurde der Aufstieg immer schwieriger. Ich habe mich auch die ganze Zeit gefragt, warum wir so blöd gewesen sind, es ohne eine erfahrene Wanderbegleitung gemacht zu haben. In einigen Teilen des Bergs wurde es nämlich recht gefährlich. Aber was tut man nicht alles für den Ausblick …
Vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, dass ich eigentlich Höhenangst habe und dieser Aufstieg für mich teilweise wirklich der Horror war. Mir war bewusst, dass es nicht leicht werden würde, aber ich wollte mich dieser Herausforderung stellen, um meine Angst zu überwinden. Irgendwann sind wir aber so weit oben gewesen, dass es auch keinen Weg zurück gab. An einer Stelle des Bergs, als wir dachten schon oben angekommen zu sein, hatte ich eine kleine Panikattacke. Auf der rechten Seite war der Abgrund und wir tapsten quasi auf dem Schnee herum und man konnte sich an keinem Baumstamm festhalten. Ich stand also circa 5 Minuten einfach nur da und konnte mich nicht bewegen, weil ich dachte ich rutschte nun runter. Meine Freundin Tina war schon weiter oben und hatte gewartet. Als sie gesehen hat, dass ich nicht weiter komme, kam sie mir zur Hilfe und hat mich beruhigt. Nach gefühlten 10 Minuten später, bin ich hochgekrochen zum nächsten Baum und als ich dort angekommen war, habe ich diesen erstmal umarmt und nicht wieder losgelassen. Ich war so erleichtert endlich wieder Halt zu haben 😀 .
Auf unserem Weg nach oben ist uns ein Mann entgegengekommen, der uns überholt hat. Er hatte uns mitgeteilt, wo wir lang laufen müssen. Irgendwann kam er wieder zurück, an der Stelle wo ich die Panikattacke hatte, weil er sich Sorgen gemacht hat. Tatsächlich sind schon einige Touristen auf dem Berg verloren gegangen, weil sie, so wie wir, ohne Plan losgewandert sind. Er hat angeboten uns zum Gipfel zu begleiten und ich war extrem froh, dass wir ihn getroffen haben. So sind die Kanadier eben. Immer und zu jeder Zeit hilfsbereit! Nach undgefähr 3 Stunden Aufstieg sind wir endlich oben angekommen. Wir waren sowas von stolz, dass wir es endlich geschafft haben und nicht aufgegeben haben. Auch wenn unsere Haare eingefroren waren und sich auch sonst alles tiefgefroren angefühlt hat, der Ausblick hat alles wieder gut gemacht. Es war überraschender Weise extrem windig auf dem Gipfel und ziemlich kalt. Ich habe mich an die Flagge im Hintergrund geklammert um nicht wegzufliegen 😆 .
Und hier die Auflösung. JAAAA, wir haben es bis ganz nach oben geschafft 😎 !!! Und runter … ?
Da war auch ein kleines Abenteuer. Ich dachte schon, dass rauf der reinste Horror war, aber der Abstieg war eigentlich noch viel schlimmer. Mit unserer netten Begleitung, der, wie sich später herausgestellt hat, als Förster dort arbeitet und jedes Wochenende den Berg besteigt, sind wir wieder runter gegangen. Wie sich herausgestellt hat, war es ziemlich rutschig und ich habe mich auch des Öfteren hingelegt. Zum Glück ist nichts schlimmes passiert, der Schnee hat einiges gefedert. Während des Abstiegs haben wir auch einen anderen, weniger gefährlichen, Weg genommen. Als wir dann nach 5 Stunden endlich wieder unten angekommen waren, haben meine Beine ganz schön gezittert. Man denkt sich das vorher gar nicht, aber dieser Auf – und Abstieg ist eine ganz schöne Belastung für die Knie. Deshalb ist rutschfestes Schuhwerk auch unbedingt erforderlich. Das hatte ich natürlich leider nicht .
Auch wenn der Weg ( wie es in dem Song von Xavier Naidoo – naa wer kennt ihn 😀 ?? – „Dieser Weg“ heißt) kein leichter war, wir haben nicht aufgegeben. Wie schon gesagt, was tut man nicht alles für so einen gigantischen Ausblick !
Für alle, die auch mal in Nanaimo sein werden … es lohnt sich!! Allerdings bitte mit Bergführung, denn ansonsten seid Ihr auch so „lost“ wie wir am Anfang und es ist nicht gesagt, dass Ihr auch so Glück habt wie wir und jemanden findet der Euch hilft.
Am Abend bin ich todmüde ins Bett gefallen. Dieser Ausflug hat sich also in jedem Fall gelohnt!
Bis demnächst,
viele Grüße
Sarah
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